Langdrehteile

Langdrehteile sind schlanke, rotationssymmetrische Präzisionsbauteile, die auf sogenannten CNC-Langdrehautomaten gefertigt werden. Im Unterschied zum Kurzdrehen wird beim Langdrehen das Werkstück in einer Führungsbuchse abgestützt, die sich während der Bearbeitung nur wenige Zehntelmillimeter vom Werkzeug entfernt befindet.

Dadurch wird Schwingungsneigung reduziert und eine präzise Bearbeitung sehr langer, dünner Werkstücke ermöglicht. Das Verfahren erlaubt simultane Bearbeitung mit Haupt- und Gegenspindel, wodurch Fräsen, Bohren, Gewindeschneiden und Querbearbeitungen in einer einzigen Aufspannung durchgeführt werden können. Mit Mehrkanalsteuerungen und werkzeugoptimierten Schnittparametern entstehen Bauteile mit Toleranzen bis ±0,01 mm und Oberflächenrauheiten bis Ra 0,8 µm – ideal für hochpräzise Serienfertigungen.

Typische Maschinen sind Citizen A20, K16 oder L20, die durch automatische Stangenlader eine kontinuierliche Bearbeitung auch bei langen Laufzeiten gewährleisten.

Das Langdrehen deckt ein breites Spektrum an metallischen und nichtmetallischen Werkstoffen ab.
Häufig eingesetzt werden:

• Automatenstähle (z. B. 1.0718) – für wirtschaftliche Serienfertigung mit guter Spanbildung
  
• Vergütungs- und Werkzeugstähle (z. B. 1.7225, 1.3343) – für hochfeste Bauteile mit thermischer Belastung
  
• Edelstähle (z. B. 1.4301, 1.4404) – für korrosionsbeständige Anwendungen in Medizintechnik und Fluidtechnik
  
• Aluminiumlegierungen (EN AW-6061, EN AW-7075) – für Leichtbau- und E-Mobility-Komponenten
  
• Buntmetalle (Messing CuZn39Pb3, Bronze, Kupfer) – für elektrische oder gleitgelagerte Präzisionsbauteile
  
• Kunststoffe (POM, PEEK, PTFE) – für nichtleitende, chemisch resistente Präzisionsteile
  

Bei Sonderanwendungen kommen Nickel- und Titanlegierungen (z. B. Inconel 718, Titan Grade 5) zum Einsatz.

Jeder Werkstoff erfordert spezifische Schnittdaten, Spanwinkel, Kühlstrategien und Werkzeuggeometrien, um Standzeiten, Formstabilität und Maßhaltigkeit zu maximieren.

Die CNC-Langdrehbearbeitung erlaubt sehr enge geometrische und dimensionale Toleranzen, selbst bei langen, schlanken Werkstücken.

Mit temperaturstabilisierter Fertigungsumgebung, geschliffenen Spannsystemen und digitaler Messtechnik erreichen wir:

• Maßtoleranzen bis ± 0,01 mm
  
• Rundlaufgenauigkeit unter 0,01 mm
  
• Oberflächenrauheit bis Ra 0,8 µm (Feinbearbeitung bis Ra 0,2 µm)
  
• Form- und Lagetoleranzen nach DIN ISO 1101
  
• Maßabweichungen gemäß DIN ISO 2768-fein
  

Durch Inline-Messtaster, optische SPC-Kontrolle und adaptive Werkzeugkompensation bleiben die Werte auch bei langen Serien stabil. Für rotationssymmetrische Mikrobauteile werden zusätzlich Prozessüberwachungen in Echtzeit eingesetzt, um Werkzeugverschleiß oder Maßdrift zu kompensieren.

Das Langdrehen ist besonders effizient für Klein- bis Großserien, in denen eine hohe Wiederholgenauigkeit und geringe Nacharbeit gefordert sind.

Durch automatische Stangenzuführung und Mehrkanalbearbeitung entstehen Bauteile mit minimalen Nebenzeiten.

• Prototypenfertigung: zur fertigungsgerechten Auslegung für die später Serienfertigung
  
• Klein- und Mittelserien: mit flexibler Werkzeugkonfiguration
  
• Großserien: mit robotergestützter Entladung und automatischer Qualitätsüberwachung
  

Die wirtschaftliche Bearbeitung ist vor allem für Durchmesser bis 20 mm und Längen bis 200 mm ausgelegt.

Typische Anwendungen sind Präzisionsachsen, Bolzen, Hülsen, Sensoraufnahmen oder Ventilkomponenten, bei denen hohe Oberflächenanforderungen und Passungsmaße gefordert sind.

Jedes Langdrehteil durchläuft eine mehrstufige Qualitätssicherung, die bereits während der Produktion greift. Die Prüfung erfolgt inline und offline – automatisiert und normkonform nach ISO 9001 und IATF 16949.

Qualitätssicherung umfasst:

• Maßprüfung durch taktile und optische Messsysteme (z. B. Zeiss Contura 3D, Keyence Optikscanner)
  
• Oberflächen- und Rauheitsprüfung gemäß ISO 4287 / ISO 13565
  
• Form- und Lagetoleranzen nach ISO 1101
  
• Härte- und Gefügeprüfung bei wärmebehandelten Werkstoffen
  
• SPC-Prozessdatenerfassung mit automatischem Soll-Ist-Abgleich
  

Alle Messergebnisse werden im CAQ-System gespeichert und chargenbezogen dokumentiert.

Auf Wunsch erhält der Kunde Prüfzeugnisse nach EN 10204-3.1 oder Erstmusterprüfberichte (EMPB) für Serienfreigaben. So entsteht ein vollständig digital nachvollziehbarer Fertigungsprozess, der Rückverfolgbarkeit und Auditfähigkeit gewährleistet.

Das Langdrehen vereint hohe Präzision, Wirtschaftlichkeit und Prozesssicherheit – insbesondere bei schlanken, rotationssymmetrischen Bauteilen.
Im Vergleich zu Kurzdrehen oder Mehrspindeldrehen ergeben sich folgende Vorteile:

• Führungsbuchsenprinzip: stabile Bearbeitung auch bei Längen-Durchmesser-Verhältnis > 10:1
  
• Komplettbearbeitung: Drehen, Fräsen, Bohren, Gewindeschneiden und Querbearbeitung in einer Maschine
  
• Reduzierte Rüstzeiten: automatisierte Werkzeugwechsel und Stangenzuführung
  
• Höhere Maßhaltigkeit durch konstante Spannverhältnisse
  
• Inline-Messsysteme für reproduzierbare Qualität
  

Diese Kombination macht das Langdrehen ideal für Bauteile mit hohen Oberflächenanforderungen, engen Toleranzen und wiederkehrenden Serien in Branchen wie Automotive, Medizintechnik und Maschinenbau.