Centerlessschleifen

Beim Centerlessschleifen (spitzenloses Außenrundschleifen) wird das Werkstück nicht eingespannt, sondern auf einem Auflagelineal zwischen zwei rotierenden Scheiben geführt – der Schleifscheibe und der Regelscheibe.

Die Schleifscheibe übernimmt den eigentlichen Materialabtrag, während die Regelscheibe das Werkstück mit einer definierten Umfangsgeschwindigkeit dreht und axial führt. Der Kontaktwinkel und die Relativgeschwindigkeit der beiden Scheiben bestimmen Zustellung, Abtragsrate und Oberflächenqualität.

Diese Bauweise eliminiert den Einfluss von Spannfehlern und ermöglicht eine stabile Bearbeitung rotationssymmetrischer Teile mit höchster Wiederholgenauigkeit.

Grundsätzlich unterscheidet man zwei Hauptverfahren:

• Durchgangsschleifen (Through-Feed-Grinding): Das Werkstück wird kontinuierlich zwischen Schleif- und Regelscheibe hindurchgeführt. Dieses Verfahren ist optimal für lange, zylindrische Teile wie Wellen, Bolzen, Hülsen oder Stifte und wird in der Serienfertigung eingesetzt.
  
• Einstechschleifen (In-Feed-Grinding): Das Werkstück bleibt während der Bearbeitung stationär; die Schleifscheibe taucht radial ein. Dieses Verfahren wird bei Schultern, Absätzen oder komplexen Geometrien eingesetzt.
  

Beide Verfahren können mit automatischer Werkstückzuführung, In-Process-Messtechnik und CNC-geregelten Vorschüben kombiniert werden, um konstante Maßhaltigkeit zu sichern.

Moderne Centerless-Schleifanlagen ermöglichen extrem enge Fertigungs- und Formtoleranzen.
Abhängig von Werkstoff, Geometrie und Schleifparameter gelten folgende Werte:

Maßtoleranz: bis ±0,002 mm
Rundheit: Zylindrizität: Oberflächenrauheit: bis Ra 0,1 µm (bei Feinschleifen oder Superfinish)

Durch Closed-Loop-Prozessregelung, adaptive Zustellsteuerung und temperaturkompensierte Maschinenrahmen wird die Maßhaltigkeit selbst bei Langzeitfertigungen konstant gehalten.

Das Verfahren ist universell einsetzbar für nahezu alle rotationssymmetrischen Materialien.
Typische Werkstoffgruppen:

• Stähle und Edelstähle (z. B. 42CrMo4, 1.4301, 1.4542)
  
• NE-Metalle wie Aluminium, Messing, Kupfer
  
• Hartmetalle und gesinterte Werkstoffe
  
• Technische Kunststoffe (z. B. POM, PEEK, PTFE)
  

Für jede Werkstoffgruppe werden Schleifkörnung, Bindung, Zustellung, Vorschub und Kühlstrategie individuell optimiert. So werden Wärmeeinflusszonen minimiert, und es entstehen homogene Oberflächen ohne Schleifbrand.

Das spitzenlose Schleifen bietet entscheidende Vorteile:

• Keine Spannvorrichtungen erforderlich → keine Deformation durch Einspannkräfte
  
• Hohe Prozessgeschwindigkeit → ideal für Großserien
  
• Kontinuierlicher Materialdurchlauf → kurze Taktzeiten
  
• Exzellente Wiederholgenauigkeit durch Wegfall von Spannfehlern
  
• Gleichmäßige Rundheit und Oberflächenqualität über die gesamte Länge
  

In Kombination mit automatisierten Zuführsystemen, CNC-Regelscheibensteuerung und Inline-Messsystemen erreicht das Centerlessschleifen höchste Prozesssicherheit und Wirtschaftlichkeit – ideal für Automotive-, Antriebs-, Hydraulik- und Medizintechnik-Bauteile.

Unsere Fertigung arbeitet mit In-Process-Messtechnik und digitaler Prozessüberwachung. Dabei werden Werkstückdurchmesser, Rundheit und Oberflächenrauheit während der Bearbeitung kontinuierlich erfasst.

Alle Schleifparameter werden über eine Closed-Loop-Regelung automatisch angepasst.
Nachgelagerte optische und taktile Prüfstationen sowie SPC-Auswertungen (Statistical Process Control) dokumentieren die Qualität gemäß ISO 9001 / IATF 16949. Das Ergebnis: nachweislich stabile Serienprozesse mit vollständig dokumentierter Maßhaltigkeit.