Durchgangsschleifen

Beim Durchgangsschleifen – auch als spitzenloses Außenrundschleifen bezeichnet – wird das Werkstück nicht eingespannt, sondern frei zwischen Schleifscheibe, Regelscheibe und Auflagelineal geführt.

Die Schleifscheibe übernimmt den Materialabtrag, während die Regelscheibe durch ihren definierten Winkel und ihre Drehzahl den Vorschub bestimmt. Das Werkstück rotiert dabei um die eigene Achse und wird kontinuierlich axial durch den Schleifspalt transportiert.

Diese kinematische Anordnung ermöglicht einen permanenten Materialabtrag bei konstanter Werkstückrotation – ideal für lange, zylindrische Teile. Durch präzise eingestellte Schleif- und Regelscheibenwinkel lassen sich Oberflächenrauheiten im Bereich von Ra 0,1–0,3 µm realisieren.

Das Verfahren ist besonders geeignet für rotationssymmetrische Bauteile mit konstantem Außendurchmesser, bei denen keine Schultern, Absätze oder Einstiche vorhanden sind.

Typische Beispiele sind Wellen, Bolzen, Buchsen, Achsen, Kolbenstangen oder Rundprofile. Bei Bauteilen mit variablen Durchmessern oder komplexen Übergängen wird das Einstechschleifen (Plunge Grinding) eingesetzt, bei dem das Werkstück während des Schleifvorgangs nicht axial verschoben, sondern an einer definierten Position bearbeitet wird.

Das Durchgangsschleifen ist also prädestiniert für hohe Stückzahlen, gleichbleibende Querschnitte und gleichförmige Längen-Geometrien.

Mit modernen CNC-Centerless-Schleifmaschinen erreichen wir Maßtoleranzen bis ± 0,005 mm und Oberflächenrauheiten bis Ra 0,3 µm.

Die Stabilität dieser Werte wird durch In-Process-Messsysteme, Closed-Loop-Regelung und temperaturkompensierte Maschinenrahmen gesichert.
Darüber hinaus ermöglichen adaptive Vorschubregelungen und sensorbasierte Prozessüberwachung eine automatische Kompensation von Werkzeugverschleiß und Wärmeausdehnung, was besonders bei Großserien entscheidend ist.

Das Ergebnis sind reproduzierbare Schleifergebnisse auf µ-genauem Niveau – dokumentiert gemäß ISO 9001 und IATF 16949.

Die Werkstoffeigenschaften beeinflussen maßgeblich die Schleifstrategie.

Bei zähen oder schlecht wärmeleitenden Materialien wie rostfreien Edelstählen (1.4301, 1.4404) oder Titanlegierungen wird eine angepasste Schleifscheibenbindung und erhöhte Kühlschmierung eingesetzt, um thermische Rissbildung zu vermeiden.

Härtere Werkstoffe wie 42CrMo4 oder gehärtete Lagerstähle erfordern den Einsatz von CBN- oder Korund-Schleifscheiben mit optimiertem Schnittdruck.
Bei Aluminium- oder Kupferlegierungen liegt der Fokus auf gleichmäßiger Spanabfuhr und reduzierter Anhaftung, weshalb feinkörnige Schleifmittel und spezielle Kühlemulsionen genutzt werden.

Durch gezielte Anpassung von Vorschub, Zustellung, Schleifscheibenhärte und Schnittgeschwindigkeit wird die Bearbeitung für jeden Werkstoff individuell optimiert.

Das spitzenlose Durchgangsschleifen zeichnet sich durch hohe Prozessgeschwindigkeit, Formtreue und Reproduzierbarkeit aus.

Da das Werkstück nicht eingespannt wird, entfallen Spannverformungen und zeitaufwendige Rüstvorgänge. Der kontinuierliche Werkstückdurchlauf ermöglicht Taktzeiten von wenigen Sekunden pro Teil, was das Verfahren besonders für Serienfertigung attraktiv macht.

Ein weiterer Vorteil liegt in der gleichmäßigen Wärmeverteilung, da keine Spannstellen vorhanden sind, die das Bauteil lokal erhitzen oder verformen könnten.
In Kombination mit automatisierten Zuführsystemen, sensorischer Prozesskontrolle und digitaler Parametersteuerung ermöglicht das Durchgangsschleifen eine äußerst stabile, wirtschaftliche und präzise Fertigung, die auch höchsten Anforderungen in Automotive-, Maschinenbau- oder Hydraulik-Anwendungen gerecht wird.